Gesünder sitzen, besser sehen, effizienter behandeln

Eine präzise Sicht auf das Arbeitsfeld ist eine elementare Voraussetzung für die Ausübung einer qualitativ hochwertigen Zahnheilkunde. Um diese zu gewährleisten, sind vergrößernde Sehhilfen in vielen Fällen unerlässlich. Lupenbrillen und Dentalmikroskope kommen dabei nicht nur dem Behandlungserfolg sondern auch der Gesundheit des Behandlers zugute.

Begrenztes Auflösungsvermögen des menschlichen Auges

Eine Person im Alter zwischen 40 und 50 Jahren ist ohne vergrößernde Sehhilfe und bei guten Beleuchtungsverhältnissen in der Lage, zwei Punkte mit einem Mindestabstand von 70 µm zueinander, bei einem 25 cm betragenden Arbeitsabstand, noch getrennt wahrzunehmen. Eine, den Anforderung der Zahnmedizin entsprechende, Detailerkennung ist demnach ohne ein Vergrößerungssystem nicht möglich (2). Natürlich kann man mithilfe der Verringerung des Arbeitsabstandes, also durch Annäherung der Augen an das Objekt bzw. den Patienten, bereits eine Vergrößerung erlangen, allerdings sollte man aus ergonomischen, psychologischen und auch aus hygienischen Gesichtspunkten einen Arbeitsabstand von 25 cm zum Patienten nicht unterschreiten (2).

Handlich und vielseitig: Die Lupenbrille

Dank ihrer vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und der vergleichsweise günstigen Anschaffungskosten sind Lupenbrillen die gängigsten optischen Vergrößerungshilfen in Zahnarztpraxen (5,9). Trotzdem verzichten noch immer viele Behandler auf deren Einsatz (9), was mitunter daran liegen mag, dassdie Wahl des richtigen Vergrößerungssystems verwirrend sein kann. Bei der Auswahl des geeigneten Vergrößerungssystems sollten diverse Kriterien beachtet werden: Neben qualitativen Gesichtspunkten wie der Hochwertigkeit der optischen Systembausteine sollte die vergrößernde Sehhilfe u.a. einen Mindest-Arbeitsabstand von 30 cm ermöglichen, über ein großes Sehfeld verfügen und an die individuellen Bedürfnisse anpassbar sein (2). Die Wahl richtet sich zudem nach den Einsatzgebieten und den damit einhergehenden Anforderungen an das System. Galilei-Lupensysteme ermöglichen eine freie Wahl des Arbeitsabstandes, verfügen allerdings durch ihre Optik über einen vordefinierten Vergrößerungsfaktor (3). Dieser liegt bei den Modellen aus dem Hause Univet bei 2,0 bis 3,5. Die Univet Galilei-Lupen sind echte Allrounder und zeichnen sich durch ihr breites und helles Sehfeld, ihre besondere Leichtigkeit und den angenehmen Tragekomfort aus. Für Spezialanwendungen, die einer höheren Vergrößerung bedürfen, empfehlen sich Prismatik-Lupensysteme. Im Vergleich zu Galilei-Lupen kann bei Prismatik-Lupen neben dem Arbeitsabstand auch der Vergrößerungsfaktor individuell eingestellt werden (3). Allerdings sind diese aufgrund der höheren Leistung größer und schwerer. Univet hat mit der Prismatik XS Lupe jedoch endlich ein Prismatiklupensystem auf den Markt gebracht, dass bei einer bis zu 5-fachen Vergrößerung erstaunlich leicht und daher angenehm zu tragen ist. Für eine optimale Ausleuchtung des Arbeitsfeldes empfiehlt sich zudem die Verwendung einer Lichtquelle, die direkt an die Lupenbrille angebracht wird und die Sicht zusätzlich verbessert (6).

Für eine ausgezeichnete Detailsicht: Das Dentalmikroskop

Das Dentalmikroskop kann in fast allezahnärztlichen Behandlungsabläufe integriert werden (4) und ist besonders in jenen Fachbereichen von herausragender Bedeutung, in denen eine ausgezeichnete Detailsicht unerlässlich für die Diagnose, Therapie und Kontrolle ist, allen voran in der Endodontie, der Parodontologie und der minimalinvasiven Implantologie (4,7). Es erlaubt dem Behandler die Wahl einer bis zu 25,6-fachen Vergrößerung mittels eines 6-stufigen Vergrößerungswechslers (hier anhand des Zumax LED-Dentalmikroskops beschrieben). Mithilfe des VarioDist Objektivs (Zumax) lässt sich der Arbeitsabstand von 190 mm bis 300 mm frei wählen und kann so der Körpergröße individuell angepasst werden. Diverse Systembausteine, wie beispielsweis der Balanced Arm oder die Winkeloptik (beides Zumax) ermöglichen eine stufenlose Einstellung bzw. Ausrichtung des Mikroskops und fördern dadurch zusätzlich eine entspannte, aufrechte Sitzhaltung. Die im Mikroskop integrierte Lichtquelle ermöglicht eine koaxiale Lichtzufuhr für eine optimale, schattenfreie Ausleuchtung, die kleinste Gewebestrukturen sichtbar macht (1,5). Beim Dentalmikroskop der Firma Zumax kann man dafür zwischen einer Halogen- oder einer LED-Lichtquelle wählen und das System zudem durch diverse Farbfilter für eine bessere Erkennbarkeit ergänzen

Lupenbrille oder Dentalmikroskop?

Optische Aspekte

Sowohl Lupenbrillen als auch Dentalmikroskope verbessern die Sicht und machen auch kleinste Details erkennbar, die mit dem bloßen Auge kaum oder gar nicht zu sehen sind (8). Aufgrund der höheren Vergrößerung und Präzision ist das Dentalmikroskop der Lupenbrille jedoch in dieser Hinsicht deutlich überlegen. Ein direkter Vergleich von Lupenbrille und Dentalmikroskop (jeweils mit integrierter Lichtquelle) bei der Suche von Füllungs- und Präparationsfehlern an einem Patientenphantom zeigte, dass die Mikroskop-Benutzer signifikant mehr Fehler fanden, als jene Kollegen, die eine Lupenbrille benutzten. Allerdings benötigten diese auch mehr Zeit bei der Fehlersuche als die Lupenbrillen-Benutzer (9). Zudem sollte beachtet werden, dass sich das Sichtfeld verkleinert, wenn sich die Vergrößerung erhöht, was wiederum eine Verringerung der Übersicht nach sich ziehen kann (2).

Ergonomische Aspekte

In Sachen Ergonomie am Arbeitsplatz profitieren sowohl Lupenbrillen-Anwender als auch Dentalmikroskop-Benutzer von den Vorteilen der Vergrößerungshilfen (3,9). Durch die häufige Nahakkomodation der Augen, die bei der zahnärztlichen Tätigkeit ohne vergrößernde Sehhilfe erforderlich ist, können Ermüdungssymptome sowie mitunter auch Schmerzen auftreten. Wird eine Lupenbrille oder ein Mikroskop verwendet, übernehmen diese die Nahakkomodation, wodurch die Ziliarmuskeln der Augen entlastet und geschont werden (2,4). Des Weiteren wirkt sich die Verwendung einer Lupenbrille oder eines Dentalmikroskops positiv auf den Rücken des Behandlers aus (3,9). Denn je weiter der Zahnarzt während der Behandlung bei schlechter Sicht näher an den Patienten heranrücken muss, desto kleiner wird der Arbeitsabstand und desto größer die Belastung der Wirbelsäule des Behandlers. Eine solche falsche Arbeitshaltung kann zu Verspannungen im Bereich der Schultern und des Nackens führen, die sich u.a. in chronischen Rückenschmerzen manifestieren können (6). Durch die Benutzung einer vergrößernden Sehhilfe kann der Behandler den Arbeitsabstand erhöhen, eine aufrechte und lockere Sitzhaltung einnehmen und so die Rückenmuskulatur entlasten. Zudem schafft der erhöhte Arbeitsabstand eine angenehme Distanz zwischen Zahnarzt und Patient (4). Da das Dentalmikroskop eine höhere Vergrößerung und größeren Arbeitsabstand ermöglicht als die Lupenbrille, kann damit eine aufrechtere, ergonomischere Arbeitshaltung eingenommen werden (3). Folglich sind die sich auf den Behandler positiv auswirkenden ergonomischen Aspekte bei der Verwendung eines Dentalmikroskops ausgeprägter als bei der Verwendung einer Lupenbrille (9). Laut Dr. Robert Kalla und Dr. Viktoria Kalla betreibt der Behandler umso mehr Gesundheitsprävention, je öfter er das Dentalmikroskop benutzt (4).

Fazit

Lupenbrillen und Dentalmikroskope eröffnen dem Behandler eine neue Welt. Sie machen kleinste dentale Strukturen sichtbar und zeigen Defekte auf, die mit dem bloßen Auge nicht erkennbar sind. Mit ihrer Hilfe können neue Wege in der Therapie beschritten und innovative Behandlungsverfahren ermöglicht werden. Neueste Entwicklungen im Bereich der Mikroskopie erlauben dem Behandler seit kurzem sogar eine dreidimensionale Sicht auf das Behandlungsfeld. Neben der Verbesserung der Sicht trägt die Verwendung einer Lupenbrille oder eines Dentalmikroskops auch zur Verbesserung der Ergonomie in der Zahnarztpraxis bei. Mit ihrer Hilfe kann der Behandler die Augen- und Rückenmuskulatur entlasten und somit Ermüdungssymptomen und Schmerzen vorbeugen. Angesichts der vielen Vorteile dieser vergrößernden Sehhilfen sollten diese somit, nicht zuletzt zum Wohle der eigenen Gesundheit, in keiner Zahnarztpraxis fehlen.

Diane Beier

 

 

Literaturverzeichnis

1. Arnold M. Das Dentalmikroskop – Grundlagen für bewährte und neue Verfahren bei der Wurzelkanalbehandlung. Endodontie 2007;16(2):105-114

2. Betz W. Unterstützende Sehhilfen in der Zahn- Mund- und Kieferheilkunde. Wissenschaftliche Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. Dtsch Zahnärztl Z 1998; 53

3. Eichenberger M, Perrin P, Jacky D. Lussi A. Sinn und Unsinn von Vergrößerungshilfen in der restaurativen Zahnmedizin, in. Fortschritte der Zahnerhaltung, hrsg. V. Lussi A, Schaffner M. Berlin, 2010: 87-94

4. Kalla R, Kalla V. Das Mikroskop in der Zahnarztpraxis (I). Quintessenz 2005;56(3):281-289

5. Krastl G, Filippi A. Optische Vergrößerungshilfen im Rahmen periradikulärer Chirurgie. Endodontie 2008;17(2):123-131

6. Reitemeier B, Arnold M, Scheuch K, Pfeifer G. Arbeitshaltung des Zahnarztes. Zahnmedizin up2date 2 2012; 147-170; DOI http://dx.doi.org/10.1055/s-0031-1298403

7. Shakibaie B. Einsatzgebiete des Operationsmikroskops im Rahmen der minimalinvasiven

8. Sonntag D. Grundpfeiler der zeitgemäßen endodontischen Therapie. Quintessenz 2013;64(5):575-580 9. Zaugg B, Stassinakis A, Hotz P. Einfluss von Vergrößerungshilfen auf die Erkennung nachgestellter Präparations- und Füllungsfehler. Schweiz Monatsschr Zahnmed 2004; 114:890-896

 

10 % Rabatt

auf Ihren Online-Einkauf!

Jetzt Gutschein sichern

Die Abmeldung vom Newsletter ist jederzeit möglich. Es gelten die Bedingungen zum Datenschutz.